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Manchmal wäre nur schwarz oder weiß besser…

Pandemiebetrieb an unseren Schulen sollte endlich raus aus dem Föderalismuschaos. Ganz oder gar nicht darf es auch manchmal sein.

Nicht jeder ist Virologe

Jahr zwei der Pandemie und bei den Meisten (auch mir) liegen so langsam die Nerven blank. Homeoffice, Homeschooling, Click and Meet und dann noch Impfstoffe mit schweren Nebenwirkungen… Wir leben in schwierigen Zeiten. Da ist es auch schwierig, wichtige von unwichtigen Informationen zu unterscheiden. Es ist schwierig, Fakten von Fake zu unterscheiden. Und ein bisschen fühlt man sich wie vor einem Fußballländerspiel, wo es auf einmal 40 Millionen Bundestrainer im Land gibt, die alles besser wissen. Nur halt mit Virologen statt Bundestrainern.

Da hilft es natürlich wenig, wenn jeder seine Meinung laut heraus posaunt. Wobei ich hier gerade ja genau das tue. Aber ich möchte nicht über Impfzentren oder Impfkategorien sprechen. Nicht über harte oder weiche Lockdowns. Nicht darüber, welche Kennzahlen denn jetzt aussagekräftig sind oder nicht. Ich bin zwar Biochemiker und kenne mich dann doch etwas mit der Materie aus, bin aber weit davon entfernt, hier wirklich als Experte durchzugehen.

Und bei solchen Fragen sind es nun einmal die Experten, denen man unser Gehör schenken sollte. Da mag vielleicht der Technokrat mit mir durchgehen. Aber Alfred Tetzlaff hat mal gesagt: „Wenn man keine Ahnung hat, sollte man bescheiden das Maul halten!“. Und so manch eine Politikerin oder Politiker sollte sich das mal zu Herzen nehmen.

Pandemie-Föderalismus aus Sicht eines Lehrers

Ich bin aber auch Berufsschullehrer und Vater und als solcher tagtäglich mit der Pandemielage an den Schulen und den Kitas konfrontiert. Und hier sehe ich dann doch genügend Kompetenz bei mir versammelt, um meine Meinung kundzutun. Es gibt im Leben selten schwarz oder weiß. Meistens dann doch eher verschiedene Grautöne. Aber in Sachen Schulpolitik bzw. Pandemiemanagement an den Schulen sollte es vielleicht genau so sein. Nämlich schwarz oder weiß. Denn offen gestanden haben die Kolleginnen und Kollegen an den Schulen die Schnauze voll von freitagsnachmittäglichen Änderungen und Vorgaben. Diese müssen dann auch noch bis Montagmorgen umgesetzt werden.

In meinen Augen viel schlimmer ist jedoch das Versagen des Föderalismus. Denn hier wird munter in der Farbpalette der Grautöne gewildert. Es gibt Empfehlungen aus dem Ministerium für Bildung und Forschung, auch wenn dort betont wird, dass es eigentlich Ländersache ist. In den Ländern gibt es dann die Erlasse und Verordnungen, die für die Schulen verbindlich sind, ob diese jetzt sinnvoll sind oder nicht.

Die Umsetzung obliegt dann den Kommunen und schlussendlich dann den Schulleitungen vor Ort. Liebe Leute, viele Köche verderben den Brei und in Sachen Schule passiert gerade genau das. Am Ende entsteht ein grauer Einheitsbrei, der niemandem schmeckt.

Zentral oder lokal, aber bitte nichts dazwischen

Denn dieses Grau verschlimmbessert die Situation nur.

  • Es verunsichert die Eltern und die Schülerinnen und Schüler mit immer neuen Regelungen.
  • Es überfordert die Schulen mit kurzfristigen Änderungen und immer neuen Aufgaben, von der Erfassung von Corona-Ausbrüchen bis zum Durchführen von Tests.
  • Es überlastet die Kommunen durch Vorgaben, die einfach nicht einzuhalten sind. Zum Beispiel weil die Raumsituation es an vielen Schulen nicht zulässt.

Der Föderalismus hat in vielen Bereichen seine Berechtigung, aber eine seiner größten Stärken ist dabei, dass man es auch einfach mal gut sein lassen kann. Was hindert uns daran, bundeseinheitliche Regelungen für die Schulen zu erlassen, gerade in Pandemiezeiten? Ein Virus schert sich nämlich herzlich wenig um Landesgrenzen. Mit einem Ende der Länderalleingänge hätten zumindest die Eltern und die Schülerinnen und Schüler endlich Gewissheit. Und auch die kommunalen Schulträger haben etwas mehr Kontinuität verdient. Punkt für schwarz.

Aber wir können den Spieß auch umdrehen und geben den Schulleitungen vor Ort die nötigen Befugnisse in die Hand. Denn genau dort, vor Ort, weiß man, welche Räume zur Verfügung stehen. Man weiß, wie viele Kolleginnen und Kollegen zur Risikogruppe gehören. Man kennt die Kommunalen Ressourcen. Und man kennt natürlich die eigene Schülerschaft. Eltern, Kollegium und Kommune können so den aus ihrer Sicht besten Weg wählen. Punkt für weiß. Und wenn ich ehrlich bin, wäre das auch mein Favorit.

Denn die Experten für die Schulen und die Schülerinnen und Schüler vor Ort sitzen nicht in Berlin und auch nicht in Düsseldorf. Die sitzen in den Schulen, an den Frühstückstischen und in den kommunalen Verwaltungen.

Von Markus Richert

38 Jahre alt und in Wermelskirchen aufgewachsen, hat es mich nach Studium und Promotion wieder zurück in unsere sympathische Kleinstadt verschlagen. Seit 2001 Mitglied in der SPD, stehe ich jetzt ein für mehr Mut in der Kommunalpolitik, um auch größere Projekte anzugehen. Das will ich im Stadtrat durchsetzen.

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